Architektur-Radtour 2024

Architektur-Radtour – 100 Jahre Eingemeindung Reinhausen

Architekturkreis Regensburg in Kooperation mit dem ADFC Regensburg und dem Evangelischen Bildungswerk (EBW) Regensburg

 Die diesjährige Architektur-Radtour des Architekturkreises Regensburg unter der Leitung von Ulrich v. Spiessen, war der 100-jährigen Eingemeindung vor allem von Reinhausen gewidmet. 13 Radlerinnen und Radler folgten der interessanten Tour in den nördlichen Stadtteilen von Regensburg nach Reinhausen und Weichs.

 Am 1. April 1924 hat sich seinerzeit durch die Eingemeindung die Fläche der Stadt Regensburg auf über 4.000 ha verdoppelt und die Einwohnerzahl stieg um 20.000 Menschen. Vor allem stand damals die Hoffnung auf eine bessere Gesundheitsvorsorge, der Bau von Wasserleitungen und Schmutzwasserkanälen sowie Schulen, Straßen etc. im  Vordergrund der eingemeindeten Ortsteile.

Am ersten Stopp am östlichen Rand von Weichs erläuterte Rainer Zimmermann vom Wasserwirtschaftsamt in Regensburg die Geschichte des Hochwasserschutzes in Regensburg, der bereits in den 60-/70er Jahren des letzten Jahrhunderts begonnen wurde. Aus dieser Zeit stammen klobige Betonskulpturen, die inmitten von Ackerflächen liegen. Aufgrund von Bürgerprotesten wurden die seinerzeit geplanten Hochwasserschutzmaßnahmen sowie die, aus heutiger Sicht völlig überdimensionierten Verkehrsprojekte jedoch nicht weiter verfolgt. Erst mit dem internationalen Wettbewerb zum Hochwasserschutz im Jahr 2003/2004 wurde die Grundlage für den inzwischen an einigen Stellen der Stadt umgesetzten Hochwasserschutz geschaffen.

Der nächste Halt war am südlichen Donauufer ein möglicher Standort für den derzeit noch mitten in der Stadt liegenden Motorboothafen. Den Betreibern wurde die Pacht zum Ende diesen Jahres gekündigt um, wie Rainer Zimmermann erläuterte, an dessen Stelle im Zuge der dort noch ausstehenden Hochwasserschutzmaßnahmen eine bessere Zugänglichkeit für Freizeit und Erholung im stadtnahen Bereich des Oberen Wöhrd zu schaffen.

Der vom Wasserwirtschaftsamt vorgeschlagene Standort liegt im Bereich eines bisher intensiv genutzten Ackerstandortes, direkt gegenüber des Donauhafens und ist damit gut geeignet für diese wassergebundene Freizeitnutzung.

Anschließend wurde das Schloss Weichs angefahren, wo uns Alois Zorzi vom Verein „Kultur am Regen“ über die Geschichte des seinerzeit weit außerhalb der Stadt liegenden Schlosses informierte.

Über die Holzlände, dem ehemaligen Endpunkt der Flößer, die über den Regen das Holz aus dem Bayerischen Wald hier her trieben, erreichten wir die Neubaugebiete, die hier in den letzten Jahren auf den ehemaligen Flächen der Radigärtner entstanden sind.

Der bekannte „Weichser Radi“ prägte Jahrzehnte das Ortsbild und wurde bis Berlin exportiert. Die Radifrauen mit ihrem Angebot an frischem weißem Radi waren Jahrelang bekannt in Stadt und Land. Mit dem zunehmenden Baudruck verschwand diese Nutzung in Weichs und damit auch das Angebot auf den Märkten der Altstadt.

Am östlichen Regenufer erläuterte uns Rainer Zimmermann den 2015 abgeschlossenen Hochwasserschutz. Durch die umgesetzten Maßnahmen hat sich dieser Bereich zu einem sehr beliebten stadtnahen Erholungsgebiet in Reinhausen entwickelt. Gleichzeit wurde der Hochwasserschutz für die direkt angrenzenden Siedlungsgebiete wesentlich verbessert.

Alois Zorzi führte uns in die Ortsentwicklung von Reinhausen anhand historischer Karten und Bilder ein. Beeindruckend für alle Teilnehmer war es  zu erfahren, wie einerseits durch überzogene Straßenplanungen Siedlungsgebiete brutal zerschnitten wurden, andererseits aber noch heute dörfliche Idylle mit engen Gassen und Winkeln erhalten geblieben sind.

Hier setzt auch die Arbeit des Vereins „Kultur am Regen“ an, Sünden aus der Vergangenheit wieder zurück zu bauen und noch vorhandene dörfliche Strukturen zu erhalten. Daher hat das Stadtplanungsamt der Stadt Regensburg zwischenzeitlich auch das ISEK für diese Stadtteile als Basis für eine weitere Entwicklung angedacht, um dem Stadtteil Reinhausen lebenswerter, verkehrsberuhigter und grüner zu gestalten. 

Alle Beteiligten an der Radeltour zeigten sich begeistert über die gewonnenen Eindrücke und Informationen. Vieles Unbekannte oder bisher nicht Beachtetes wurde vermittelt und regt an mit mehr Aufmerksamkeit die nähere Umgebung zu erkunden.   

 

Ulrich v. Spiessen

Beirat im Architekturkreis Regensburg

 

 

 

Fotos 1-4: Ulrich v. Spiessen, Foto 5: Wasserwirtschaftsamt Regensburg

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„Weg damit – oder eine Zukunft für alte Gebäude!“

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Architekturkreis zu Gast bei der Bundesstiftung Baukultur