Workshop „Wohnzukünfte“

Mittwoch, 10. April 2024 um 17:00 Uhr im M26, Maximiliansstraße 26

Vorträge und Spielleitung:
Dr. Gerd Kuhn (Stadtforscher, Wohnsoziologe, Büro urbi-et in Tübingen)         
Jan Dubský (Architekt, Baubüro UM:BAU, Luckenwalde)          
Aran Bohmann (Experte für Stadt- und Regionalplanung, Buro Happold, Berlin)

Im Rahmen der 1. Baukulturtage lädt der Architekturkreis Regensburg ein spielerisch zu erkunden wie die Wohnzukunft Regensburgs aussehen könnte.


Ausgehend vom Stand der Wohnungssituation in Regensburg führt Wohnsoziologe und Stadtforscher Dr. Gerd Kuhn in die Thematik des Wohnens der Zukunft ein. Jan Dubsky und Aron Bohmann erläutern wie bei der Sommerakademie „Campus Zukunft Wohnen“ der Wüstenrot Stiftung die Idee zum Brettspiel „Wir gegen den Markt“ entstanden ist und wie es gespielt wird:
Bei diesem Brettspiel werden die Teilnehmenden mit der Realität des Immobilienmarktes konfrontiert und versuchen gemeinsam ihr entgegenzutreten. Ziel des Spiels ist es, in einem durchmischten Häuserblock Grundstück für Grundstück dem Markt zu entziehen und für diverse Nutzungen zu aktivieren. Dabei muss darauf geachtet werden, auch eine gleichmäßige Verteilung von Räumen für Reproduktions- und Lohnarbeit, für politische und kulturelle Arbeit zu etablieren. Die Teilnehmenden müssen im Spielverlauf kontinuierlich auf die Dynamiken des Marktes sowie sich ändernde politische Rahmenbedingungen reagieren und müssen sich wie in der Realität gegen unvorhersehbare gesellschaftliche Ereignisse durchsetzen. Nach der Spielrunde werden die Erkenntnisse und Ergebnisse der einzelnen Spielgruppen vorgestellt. Akteure aus Regensburg übertragen unterstützt von Fachexperten diese Erfahrungen auf die reale Situation in Regensburg und diskutieren mit dem Publikum wie die Wohnzukunft in Regensburg aussehen könnte.

Fotos: Laurenz Blaser

Wie kann im heiß umkämpften Immobilienmarkt sozialen und ökologischen Ansprüche entsprochen werden? Welche Aufgaben muss der private und öffentliche Raum künftig für die Stadtgesellschaft erfüllen? Welche Belangen muss Vorrang gegeben werde? Frischluftzufuhr? Hitzeanpassung? Oder doch versiegelte Verkehrsflächen für wenige gut betuchte? Wie kann die Ressource Boden einer Stadt optimal für die Stadtgesellschaft genutzt werden? Wie kann sozialen Verwerfungen begegnet werden? Letztendlich auch: Wie wollen wir künftig miteinander leben, um im Alltag neben der Erwerbsarbeit Zeit und Raum für Haus- und Erziehungsarbeit, Sorge- und ehrenamtliche Arbeit, aber auch für Sport, Genuss, Bildung sowie Kultur zu haben?

Diesen Fragestellungen widmet sich der Workshop „Wohnzukünfte“ spielerisch. Die gesetzten Spieler an Spieltischen übernehmen die Rolle eines Akteurs und versuchen durch geschicktes Agieren Grundstücke eines Häuserblocks für diverse notwendige Nutzungen der Bewohner zu aktivieren – entgegen den üblichen Interessen des Immobilienmarktes. In der Rolle eines Vereins, einer Stiftung, einer Genossenschaft stehen jedem unterschiedliche Ressourcen zur Verfügung. Nur durch Kooperationen mit anderen Spielern kann es gelingen schneller zu sein als der ebenfalls umherziehende Investor. Die Spielenden werden wie im echten Leben fortlaufend mit den Dynamiken des Marktes konfrontiert und müssen sich gegen unvorhersehbare gesellschaftliche Ereignisse durchsetzen. Die sich schnell ändernden Rahmenbedingungen des Immobilienmarktes werden im Spiel bald deutlich. Gentrifizierung und Energiekrise wirken sich auf die Preise aus. Städtebauförderung, zivilgesellschaftliche Engagement, Bodenvorratspolitik eröffnen dagegen neue gemeinschaftsorientierte Möglichkeiten.

Das Spiel inspiriert und vermittelt ein Gefühl wie der Wohnungsmarkt funktioniert – die Basis um eingreifen zu können! Wir freuen uns auf eine angeregte Diskussion inwieweit sich hieraus Weichen für die Wohnzukünfte Regensburgs ableiten lassen!

Die Referenten und Spielleiter:

Résumé:

Wie kann die Zukunft des Wohnens gestaltet werden? Was ist dafür notwendig?
Auf Einladung des Architekturkreises lockte diese Fragestellung gut 40 Akteure aus der Wohnungswirtschaft, Stadtverwaltung, Politik, von Baugenossenschaften und sozialen Initiativen sowie aus planenden Berufen ins M26. Mit dem Workshop wagten sich die Teilnehmer auf unübliches Terrain: An 4 Spieltischen galt es Wege zu finden dem Investor zuvorzukommen, um Flächen für das Gemeinwohl im Wohnquartier bereitstellen zu können.
Fern der gewohnten Herangehensweisen und jeweiligen Rollen als Vertreter einer Partei, eines Amtes oder einer Institution war dabei nur die persönliche Einstellung und die Erfahrungen eines jeden Mitspielers gefragt. Was empfinde ich für wichtig? Wofür bin ich bereit Zeit oder Geld einzubringen? Über welche Umwege kann ich es akzeptieren strategisch vorzugehen, Ziele anderer zu unterstützen um am Ende gute Ergebnisse zu erreichen?  

Bei der Resümee-Runde waren sich die Teilnehmer einig: Durch das Spiel gewannen alle erstaunliche Erkenntnisse: es wurde deutlich wie „Stadt“ eigentlich gedacht werden müsste, welche Haltung notwendig wäre, um die Zukunft des Wohnens zu ermöglichen, um Quartiere zu stärken, sie resilient zu machen. Wie im richtigen Leben gibt es im Spiel unterschiedliche Voraussetzungen, unvorhersehbare Ereignisse oder Konstellationen treten auf. Jedoch ist es auch bei schlechten Ausgangsbedingungen durchaus möglich Ziele zu erreichen, wenn mehrere Akteure sich zusammentun und vom gemeinsamen Ziel her denkend Wege suchen.

Damit war der Workshop ein voller Erfolg: Es wurde viel diskutiert, das Spiel weitergedacht, Ansätze überlegt die man abgeleitet daraus in der Realität umsetzen könnte um ins Handeln zu kommen, beispielsweise einen „Kümmerer“ in der Verwaltung.
Das wichtigste dabei war aber, dass offen über Fraktionsgrenzen, Überzeugungen und Berufsbilder hinweg mit Humor, Wertschätzung und Gelassenheit über ein wichtiges Thema offen und zielführend diskutiert wurde.

So kann Zukunft gestaltet werden!

Hier gehts zur Berichterstattung der Mittelbayerischen Zeitung

Fotos: Sabina Sommerer

Zurück
Zurück

BAUKULTURBILDER 2024

Weiter
Weiter

Einladung zu den 1. Regensburger BAUKULTURTAGEN